Martin und Ulrike Gensbaur (Herausgeber)

DAS KUNSTFENSTER  Nr. 6

„Mein Japan‟


Martin und Ulrike Gensbaur (Herausgeber)

DAS KUNSTFENSTER  Nr. 6

Mein Japan“

60 Seiten mit 64 Farbabb., Broschur, 21 x 21 cm, Fadenheftung, € 12,–

ISBN 978-3-89235-246-4

erschienen im April 2020

 Die Japanmode, auch „Japonismus“ genannt, war Ende des 19. Jh. dabei, die Sichtweise der westlichen Welt zu revolutionieren. Laut eines zeitgenössischen Kommentars eroberte die Begeisterung sämtliche Ateliers mit der Geschwindigkeit einer Flamme an einer Zündschnur. Obwohl Vincent van Gogh das Land nie selbst besuchte, war es Japan, das ihn und seine Malerei nachhaltig beeinflusste. Nachdem er bei Siegfried Bing in Paris japanische Farbholzschnitte kopiert hatte, verlässt er im Frühjahr 1888 Paris. „Mein Japan“ soll er ausgerufen haben, als er das erste Mal die Fenster seines neuen Refugiums in Arles öffnete.

Die Texte der 6. Ausgabe der Schriftenreihe DAS KUNSTFENSTER handeln von Japan und China. Der Beitrag von Clara Gensbaur-Shao wirft ein Licht auf die Entwicklungen des späten 19. und frühen 20. Jh. Er ist ein Auszug aus ihrer 2019 verfassten Schrift „Die Entstehung der Ostasiatischen Kunstgeschichte in Deutschland“. Eine Wissenschaft, deren Gründung zu Beginn des vorigen Jahrhunderts all denen zu verdanken ist, die der Mode des Japonismus verfallen waren, die die Kunst Ostasiens kopierten, sammelten und studierten und den vielen, die seitdem an den verschiedensten Orten der Welt „ihr Japan“ gefunden hatten.

„Mein Japan“ kann für zeitgenössische Maler auch ganz ohne eine Flugreise neu zu entdecken sein, wie es die Bilder in diesem Heft nahelegen. Martin Gensbaur kennt das Land ebenso wenig aus eigener Anschauung wie Dieter Finzel. Dennoch trifft auf die Bilder beider Künstler das zu, was Edmont de Concourt über den Japonismus im 19. Jh. schrieb: „Die Farbholzschnitte waren eine Quelle der Anregung, nicht für Nachahmung, sondern zum Ausloten von Verwandtschaften, nicht nur Vorbild, sondern Katalysator....Ein jeder übernahm von den Eigenschaften der japanischen Kunst diejenigen, die die größte Nähe zu ihren eigenen Stärken bargen.“ Dieter Finzel nahm einige Jahre Unterricht bei einem japanischen Kalligraphen. Seine kleinen konzentrierten, mit sparsamen Mitteln ausgeführten Malereien, die die Grenzen zwischen figurativer und abstrakter Kunst, zwischen fernöstlicher Kalligraphie und westlichem Informel ausloten, entsprechen ihrem Wesen nach der Lehre des Zen.

Nie war es so einfach, sich kulturell über den Globus hinweg auszutauschen. Im digitalen Zeitalter entsteht kaum mehr ein Bild ohne Technologie, die in Japan, Korea oder in China hergestellt ist. Kulturelle Unterschiede heben sich in einer globalen Welt auf. Da wie dort sind traditionelle Sehweisen verschwunden. Doch die Kunst Ostasiens bietet Anregungen, die andernorts nicht zu finden sind. Dem gehen Dieter Finzel und Martin Gensbaur in ihren Bildern nach.